Daniel Guagnin hat Soziologie und Informatik studiert und sich während seiner Promotion auf Techniksoziologie spezialisiert. Er ist aktiv im FIfF. Beruflich forscht und berät er am nexus-Institut in Berlin zu partizipativer Technikentwicklung.
Egal, ob wir über die (real existierende) totale Überwachung der Geheimdienste sprechen oder über Digitale Souveräntität und Digitale Mündigkeit oder auf dem Elternabend von Schule oder Kindergarten: Eine Diskussion lässt einerseits Augen rollen oder Achsel zucken und andererseits Bäuche krampfen oder auch Fäuste ballen. So trivial die Frage einer praktischen und allgemein leicht nutzbaren und möglichst weit verbreiteten Lösung für „Instant Messages“ (Kurznachrichten) in Menschengruppen scheint, so sehr treffen hier globale Machtstrukturen, Datenschutz, individuelle Überforderung, Unwillen, Kapitulation und Gleichgültigkeit aufeinander.
Muss ich jetzt wieder Querulant sein und alle damit nerven, dass ich kein WhatsApp nutzen will?
Muss der jetzt wieder nerven, mit seiner Verweigerungshaltung? Wegen des einen Querulanten müssen alle anderen jetzt noch eine von diesen nervigen (weil ungewohnten) Open-Source-Apps nutzen?
Einfach ja, ja und ja! Warum – anders als bei Querulanten – die „Klagen oder Beschwerden“ nicht unberechtigt sind: hier ein Plädoyer für die Unbeirrbarkeit. Auch wenn es unmöglich erscheint, allein das strukturelle Problem globaler Infrastrukturen zu lösen: Es lohnt sich doch, andere dafür zu gewinnen und langsam, aber sukzessive gemeinsam Netze zu bilden.
Technik ist faktisch auch Sozialstruktur
Technik kann als gesellschaftliche Struktur betrachtet werden, die Auswirkungen auf unser aller Leben hat. Ihre Beschaffenheit beeinflusst unsere Handlungen, über Menüführung, Bereitstellung und Vorgabe von Interaktionsmöglichkeiten und von Informationen. Technik kann aber bewusst gestaltet werden – mit wohlüberlegten Zielen. Ein Weg, gemeinschaftlich die Regeln der Funktionsweise von Software auszuhandeln, ist die Praxis ihrer gemeinschaftlichen Produktion, wie bei Freier/Open-Source-Software (FLOSS).
An einem kleinen Beispiel möchte ich illustrieren, warum es so wichtig ist, die Wahl zu haben und seine Wahl bewusst zu treffen. Durch die bestehenden Strukturen wie etablierte Technologien und Gewohnheiten ergeben sich soziale Zwänge. Gesellschaftliche Normalitäten, wie beispielsweise die Ausbreitung der Nutzung von vielfältigen Apps für ganz alltägliche Aufgaben, haben eine starke faktische Prägungskraft. Auch die massive Verbreitung von WhatsApp macht Menschen, die sich dem verweigern, in vielfältigen sozialen Zusammenhängen – vom Sportverein über Elterngruppen bis zum Familienchat – zu Querulanten.
Ganz selektiv greife ich wenige Aspekte aus der Diskussion WhatsApp vs. Signal heraus, um daran einerseits die Rolle der technischen Transparenz von FLOSS und andererseits Netzwerkeffekte von Technologien zu beleuchten. In dieser Hinsicht unterscheidet sich nämlich die Diskussion von der üblichen Frage des ethischen Konsums, da die Nutzung oder Nicht-Nutzung einer technischen Infrastruktur Auswirkungen auf andere Nutzer:innen hat.
Technische Transparenz sticht Datenschutzerklärung
Im Juni 2021 wurde auf den Messenger Signal aufmerksam gemacht mit einer Kampagne, die Werbekategorien von Meta sichtbar machte, die auf weitreichendem Tracking von Online-Verhalten basieren. Dies sollte auf potentiell problematische Wirkungen von „Online Behavioral Advertising“ hinweisen und damit Argumente liefern, warum die Messenger-App Signal die „bessere Alternative“ zu WhatsApp sei. Die geplante Signal-Werbung auf Instagram (sowohl WhatsApp als auch Instagram gehören zu Meta) sollte beispielsweise so aussehen:
Du bekommst diese Werbung angezeigt, weil du Lehrer bist, und vor allem, weil du Sternzeichen Löwe bist (und Single). Diese Werbung nutzt deine Location um zu sehen, du bist in Moskau. Du unterstützt gern Sketch-Comedy und diese Anzeige denkt, dass du dich gern als Drag-Künstler verkleidest.“ (Hervorgehobene Wörter sind individuelle Analyseergebnisse)
Die umfassenden Informationen über ihre Nutzer:innen erhält der Konzern Meta über die Analyse des Verhaltens in seinen sozialen Netzwerken Facebook und Instagram, aber – und das war eine Neuerung – auch nach Änderung der Nutzungsbedingungen (möglicherweise) durch die Nutzung von WhatsApp. An der verblüffenden Werbeanzeige – Meta bestritt, dass diese jemals versucht wurde zu schalten – zeigen sich zwei Dimensionen von gesellschaftlicher Kontrolle durch Technik:
- Wissen über die Bürger:innen: Besonders in autoritären Staaten wie beispielsweise Russland kann es zu Problemen führen, wenn Informationen über „anormales“ Verhalten – im Sinne der kulturellen und politischen Setzung des Normalen – bekannt werden,
- Beeinflussung: Das Ziel der Kampagnen ist die Beeinflussung von Konsumentscheidungen.
Bei der Übernahme von WhatsApp durch Facebook rangen die WhatsApp-Gründer im Jahr 2014 Mark Zuckerberg noch das Versprechen ab, fünf Jahre lang keine Monetarisierung von WhatsApp zu forcieren. 2018 verließ Brian Acton das Unternehmen, weil er die Verwertungspläne nicht mittragen wollte, und wechselte zu Signal. Ein Unternehmen ist frei in seinen Entscheidungen und folgt (meist) den Interessen der Kapitalvermehrung, diese Erfahrung hatte auch Brian Acton gemacht. Zusammen mit Moxie Marlinspike, dem Gründer von Open Whisper Systems, startete er die Signal Foundation, deren Mission lautet: „Protecting free expression and enable secure global communication through open source privacy technology.“
WhatsApp kann technisch betrachtet über die Telefonnummernabgleiche die sozialen Graphen ihrer Nutzer:innen analysieren und diese mit anderen Informationen ihrer Werbenetzwerke verbinden. Ungeachtet der Verschlüsselung der Inhalte der Nachrichten bringt dies weitreichende Informationen zutage, da allein die Häufigkeit und Länge von Nachrichten sowie ihre Zeitpunkte weitreichende Rückschlüsse über die Nutzer:innen ermöglichen.
Ob das wirklich getan wird oder nicht, lässt sich nicht so leicht abschließend beurteilen. Während Meta in den FAQ zu WhatsApp eindeutig sagt: „Wir bewahren keine Protokolle dazu auf, wer wem Nachrichten sendet oder wer wen anruft“, legen Investigativ-Recherchen nahe, dass genau dies beispielsweise zu einer Verhaftung einer Whistleblowerin geführt haben soll.
Seit nun sechs Jahren streiten Datenschutzjuristen über die Datenschutzkonformität der Dienste von Meta. Eine gründliche Untersuchung der zuständigen Datenschutzbehörde in Irland, ob WhatsApp personenbezogene Daten für Werbung, Marketing und Statistiken an Dritte weitergibt und inwieweit das im Einklang mit der Datenschutzgrundverordnung erfolgt, steht dabei immer noch aus.
Manipulative Effekte politischer zielgenauer Werbung wurden im Nachgang des Trump-Wahlkampfs am Fall von Cambridge Analytica diskutiert. Die Verstärkung von menschenverachtenden Gewaltspiralen von gezielten Empfehlungsalgorithmen auf Facebook wurde im Fall der Rohingya vor Gericht getragen, jedoch abgewiesen.
Während Datenschutzjuristen weiter darüber streiten, ob und in welcher Form nach EU-Gesetz unrechtmäßige Datenverarbeitungen stattfinden, wurde ein weiteres Gesetz verabschiedet: der Digital Services Act. Infolgedessen stehen weitere Veränderungen der Nutzungsbedingungen aus, die dem User die Entscheidung ermöglichen sollen, welche Daten nun wie zwischen den Meta-Diensten übertragen werden dürfen. Eine spannende Frage technischer Gestaltung wird sein, wie die Führung der Nutzer:innen Wahlfreiheiten gewährt und welche Anreize und technische Strukturen hier gesetzt werden.
Signal minimiert durch ausgefeilte technische Konzepte die Menge an Daten, um die deklarierte Mission zu erfüllen. Durch Konzepte wie „Private contact discovery“ oder „Sealed sender“ fallen nur minimale Daten an. Zudem dokumentiert Signal Rechtsanfragen und ihre Antworten, aus denen hervorgeht, dass außer dem Zeitpunkt der letzten Online-Verbindung einer Telefonnummer praktisch keine Daten vorhanden sind, die man mit den Behörden teilen könnte.
Dabei sind technische Konzepte und Wirkweisen öffentlich einsehbar. Design-Entscheidungen und Konzepte werden im Signal-Blog erläutert und in Github öffentlich diskutiert. Design-Entscheidungen, die eine kritische Masse an Kritiker:innen gefunden haben, wurden in einer Abspaltung (Fork) anderweitig umgesetzt. Beide Apps koexistieren und werden genutzt.
Alternativen
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Eigene Netzwerkeffekte entwickeln
Das ist nur ein Beispiel von Technik, das zeigt, wie weitreichend Entscheidungen hinsichtlich der Gestaltung von Technologie sein können. Auch die Gestaltung der Technologie-Governance ist hierbei ein wesentlicher Punkt, der für die Setzung der expliziten Ziele relevant ist. Es gibt selbstredend weitere andere Messenger, die in bestimmten Punkten Signal ausstechen können. Die Vielfalt Freier Software ist groß.
In Anbetracht der mächtigen Netzwerkeffekte scheint es oft wenig zielführend, kleine Nischenprodukte zu nutzen. Aber Netzwerkeffekte betreffen nicht nur die Nützlichkeit eines Messengers, also möglichst viele andere Nutzer:innen antexten zu können, sondern die Hegemonie einzelner Anbieter stärkt auch deren Marktmacht und birgt zentralisiert eine Menge Informationen.
Signal hat es vom Underdog-Projekt (ehemals „Textsecure“) geschafft, eine kritische Masse an Nutzer:innen zu gewinnen, um Netzwerkeffekte aufzubauen – und stellt diese in den Dienst der eigenen Mission: ohne Werbung und für Meinungsfreiheit. Dies zeigt, dass auch Nischenprodukte das Potential haben können, Massen zu überzeugen, und dass den Monopolen das Terrain streitig gemacht werden kann. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg tragen auch Nutzer:innen, die unermüdlich Überzeugungsarbeit leisten und die auch in Kauf nehmen, aus manchen WhatsApp-Zirkeln rauszufallen. Mittelfristig wird es auch nötig sein, die finanzielle Basis für den Betrieb der Software auszubauen, durch eine wachsende Zahl von freiwillig zahlenden Unterstützer:innen. Der Grundstein ist dafür gelegt.
Technische Governance gemeinsam aushandeln
Technikgestaltung ist politisch, ebenso die Nutzung von Technik, die Netzwerkeffekte mit sich bringt. Am Beispiel von WhatsApp und Signal wird deutlich, welche Vorteile Freie-Software-Ansätze bringen können: in der Zielstellung jenseits von Profitorientierung sowie der – zwar nicht machtfreien, aber nachvollziehbaren und nicht-absoluten – Governance und der Nachvollziehbarkeit der technischen Funktionsweise auf Basis des Software-Quellcodes. FLOSS-Strukturen können Vertrauen stiften, das über Datenschutzerklärungen und Beteuerungen hinausgeht.
Technische Entwicklungen erfordern oft, zwischen Werten und Zielen wie Komfort und Sicherheit abzuwägen. Dies wurde in Signal oder WhatsApp unterschiedlich getroffen. Die anfängliche Idee von WhatsApp, die Telefonnummer als Identifikationsträger zu nutzen, führte zur schnellen Verbreitung und Adaption von WhatsApp und verdrängte schließlich die SMS. Datenschutzrisiken wurden erst nach Snowden und durch die Entwickler von Signal (damals „Textsecure“) genauer adressiert, die quelloffene Verschlüsselungstechnologie wurde anschließend an WhatsApp weitergegeben.
Um überhaupt eine Chance zu haben, Netzwerkeffekte zu entwickeln und als WhatsApp-Alternative wahrgenommen zu werden, wurde die Identität auch bei Signal auf der Telefonnummer aufgebaut: eine Entscheidung, die in der netzpolitischen Community immer kritisch diskutiert wurde. Erst nach aufwendigen Design-Anpassungen konnte Signal nun erreichen, dass Signal-Kontakte auch ohne Telefonnummer über Usernames verbunden werden können.
Dies zeigt auch die Schwierigkeiten, initiale technische (Modell-)Entscheidungen zu einem späteren Zeitpunkt zu ändern. Implizite Annahmen (Telefonnummern sind praktisch) und explizite Anforderungen (Telefonnummern sind in manchen Ländern ein Problem) können sich über die Zeit ändern. Daher gilt es, die Änderungen von Normen und Zielstellungen zu adressieren. In Signal wurden Design-Entscheidungen kritisch diskutiert, es gab Abspaltungen, die andere technische Entscheidungen favorisierten. Schließlich wurde mit der Implementierung von Usernames statt Telefonnummern eine fundamentale Funktionalität umgearbeitet.
Sicherlich sind Community-Strukturen nicht die alleinige Lösung. Wünschenswert ist darüber hinaus ein methodisch begleiteter partizipativer Entwicklungsprozess. Aber Communities können so gestaltet und geführt werden, dass sie auch eine breitere Beteiligung erlauben und beispielsweise Endnutzer:innen strukturell einbinden. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Diskussions- und Organisationsstrukturen, und auch diese sind veränderbar.
Die Organisation von Signal hat sich durch die Gründung der Signal Foundation geändert. Auch die Organisationsstruktur von WhatsApp hat sich von einem erfolgreichen Start-up in einen großen Konzern gewandelt. Signal blieb über die Jahre Freie/Open-Source-Software und somit frei für verschiedene Abspaltungen, die mit den Design-Entscheidungen von Signal nicht einverstanden waren.
Der Politik von Technik Rechnung tragen: Bildet Netze!
Die technischen Strukturen, die wir im Alltag nutzen, haben einen Einfluss auf unser Zusammenleben und schließlich auf die Governance, die hinter der Technologie steckt und essentielle Design-Entscheidungen trifft. Wir können versuchen, Technik partizipativ zu gestalten. Und wir können soziale Strukturen der Technikentwicklung gestalten und somit bewusst Werte in Technik wirksam werden lassen. Schließlich lohnt es sich zu streiten über die Herrschaft über Technologie, denn wertfreie Technik gibt es nicht.
Manchmal mag man sich allein fühlen bei der nächsten WhatsApp-Diskussion. Aber wir bleiben nicht allein, wenn wir gemeinsam Netze bilden. Jede:r kann dabei mitmachen. Und wenn es nur die Installation einer alternativen App ist – es ist ein Anfang. Jeder kleine Punkt im Netzwerk bildet neue Anknüpfungspunkte. So können wir dazu beitragen, Inseln zu bilden: Inseln der gemeinschaftlichen Aushandlung der (technischen) Regeln unseres Zusammenlebens.
Ich freue mich über diesen Artikel, aber musste unbedingt der Vergleich mit Signal gemacht werden? Warum nicht Jabber bzw. XMPP?
Soviel ich weiß, gibt es auch unter Signal eine Telefonnummerpflicht.
Um den denkfaulen Menschen, der Whatsappgruppen nicht nur mit Freunden, sondern auch für die eigene Familie oder Schulklassen nutzt, wirklich zum Aufwecken zu bewegen, muss schon wieder ein Schritt rückgängig gemacht werden. Oder es gibt eine gesetzliche Verpflichtung auf FOSS, was bedeutet, dass Meta seinen Whatsapp-Dienst einstellen muss. Und wenn der denkfaule Mensch fragt, dann hebt man diesem solche Argumente unter die Nase, egal wie sehr der sagt „ja aber das benutzen doch alle!!!!!“ oder „XMPP ist doch sooo schweeer“.
Klar, klingt nach Verbot. Mir egal, Meta kann gerne ausgeschlossen werden.
Siehe im Artikel zu den Telefonnummern bei Signal, auch mit weiterführendem Link: „Schließlich wurde mit der Implementierung von Usernames statt Telefonnummern eine fundamentale Funktionalität umgearbeitet.“
Ich erkennen keinen Unterschied zwischen Usernames und Telefonnummern, weil in jedem Fall eine Datenübermittlung über eine Hardware erfolgen muss, der es völlig egal ist, ob sie nun eine Nachricht mit einer Telefonnummer oder einem Benutzernamen ausführen muss. Die Metadaten interessieren sich wenig für ein Design, sondern sind fokussiert auf die technischen Hintergrundinformationen – deswegen heißt Meta wohl nun auch Meta und nicht mehr Facebook, weil das viel und wesentlich besser auf das Geschäftsmodell passt und zugeschnitten ist.
Habt ihr das richtig recherchiert? Soweit mir bekannt, gilt die Telefonnummerpflicht gegenüber Signal weiterhin und die Benutzernamen können, ähnlich wie bei Telegram, lediglich zur Verschleierung der Telefonnummer gegenüber anderen Benutzern verwendet werden.
Es ist richtig, dass diese Pflicht gegenüber Signal weiterhin gilt. Es steht auch nicht anders im Artikel, siehe dazu auch die Verweise, aus denen das ebenfalls hervorgeht.
Praktisch heißt das, nur nochmal für alle zum Mitmeißeln: Signal verlangt weiterhin eine Telefonnummer bei der Registrierung für die App.
„Signal verlangt weiterhin eine Telefonnummer bei der Registrierung für die App.“
Damit ist es in Deutschland natürlich keine Alternative zu WhatsApp, das Telefonnummer und noch viel mehr Daten abzieht, denn in Deutschland wird eine bestehende schlechte Lösung immer einer viel besseren aber nicht perfekten neue Lösung vorgezogen.
Das kann man so sehen. Der Gastbeitrag bringt andere Argumente.
Ok, ich dachte, es sei auch ohne Ironieflag als solches erkennbar…
Die Verknüpfung mit der Telefonnummer hat den Vorteil, dass ich direkt mit meinen Telefonkontakten schreiben kann, ohne auch noch nach den Usernamen und dem Messenger Dienst den die Nutzen Fragen zu müssen. Du kannst direkt in der App sehen, ob die dort auch sind. Um überhaupt eine Chance zu haben ein Netzwerk aufzubauen ist das der beste Schritt. Wenn ich mir Jabber oder Matrix hole, muss ich erst einmal von Null Anfangen Kontakte zu erfragen.
> Die Verknüpfung mit der Telefonnummer hat den Vorteil
Telefonnummern sind unpraktisch weil es zu bürokratisch ist, sie zu ändern. Und dadurch, dass es erst keine anonymen Prepaid-SIM-Karten mehr gab und sich dann in diesem August die Bundesnetzagentur als demokratie- und volksfeindlich outete indem sie bekanntgab, die letzten unter Pseudonym betriebenen zwangsweise abzuschalten (https://netzpolitik.org/2024/bestandsdatenauskunft-2023-bundesnetzagentur-schaltet-pseudonyme-mobilfunk-anschluesse-ab) sollte man in Deutschland sowieso lieber grundsätzlich überhaupt kein Mobiltelefon (mehr) besitzen.
„Telefonnummern sind unpraktisch weil es zu bürokratisch ist, sie zu ändern.“
Das sieht der Großteil der Benutzer genau anders, denn denen ist an stabilen und einfach zu findenden Verbindungen gelegen.
„sollte man in Deutschland sowieso lieber grundsätzlich überhaupt kein Mobiltelefon (mehr) besitzen.“
In dieser Situation ist man halt eine weitgehend isolierte kleine Minderheit, und damit für diese Diskussion irrelevant. Übrigens auch deshalb isoliert, weil die eigene OpSec keine Verbindungen zu Leuten mit unzureichender OoSec zulässt, sonst kann man’s gleich bleiben lassen.
„In dieser Situation ist man halt eine weitgehend isolierte kleine Minderheit, und damit für diese Diskussion irrelevant“
That’s what she said!
Will sagen: dieses Argument bringen doch immer die Whatsapp-Nutzer, es ist schon frech, das hier in etwas kleiner skalierter Form zu bringen.
Es lohnt sich, den Text zu lesen, auf den man antwortet.
Wer eine derartige OpSec braucht oder jedenfalls umsetzt, muss sich isolieren, denn sonst kann er das nicht durchführen. Und das sind nur sehr wenige.
Diese kleine Gruppe mit diesem Bedürfnis ist für die Diskussion „Ersatz für WhatsApp“ nicht relevant, denn sie will oder muss für die allermeisten anderen unvertretbaren oder nicht machbaren Aufwand treiben.
Weil man etwas hinreichend einfaches anbieten muss und die allermeisten Leute die Telefonnummer für die Entdeckbarkeit ohnehin nutzen wollen.
Jabber bzw XMPP sind absehbar außerhalb einer Liebhabernische tot.
> … sind absehbar außerhalb einer Liebhabernische tot.
So einen Quatsch schreibt nur, wer es so darstellen will oder wer ein
zensiertInteresse daran hat.Hast Du eine Abschätzung über userbase?
In der Nische kann das sehr lebendig sein und vielleicht auch irgendwann wieder da raus kommen. Aber absehbar…
„Quatsch“ ist angesichts der Nutzerzahlen zu behaupten, dass Jabber/XMPP etwas anderes sind als Exoten. Sicher deren Durchbruch steht kurz bevor – wie der von Linux. /s
Ich biete meinen Mandanten seit 2011 Kommunikation an über Mail, mit und ohne Verschlüsselung (S/MIME oder PGP), über SMS/iMessage, WhatsApp, inwzischen auch Threema, Signal sowie momentan auf Siskin für XMPP. Schätzungsweise 75 % der Kommunikation läuft über unverschlüsselte E-Mail. 25 % über S/MIME. PGP ist jedesmals nach 1-2 Mails gescheitert. Und da geht es teilweise um dreistellige Millionenbeträge.
Mobil ca. 80 % über iMessage oder SMS, 20 % WhatsApp und einer nutzt Threema.
Von daher kann man seinen Mitmenschen auf den Wecker gehen und als einer von 25 Elternpaaren die Klassen-WhatsApp-Gruppe boykottieren. Nur die anderen 24 gründen sie dann trotzdem.
Naja, man muss halt ein neues Gerät für Whatsapp kaufen. Das geht ja nicht nachhaltig zusammen mit Relevantem (, also technisch zu Sicherndem). Das ist schon ein Kostenfaktor, weil Menschen dumm sind. Für Gesellschaften mitunter ok, aber für das Individuum sicherlich nicht allgemein so. Dazu kommt, wieviele Profis XMPP nutzen, und wieviele Whatsapp (aus eigenem Antrieb heraus). Vgl. Demonstrationen zur EU-Urheberrechtsreform und Fachkräfteanteil. Nicht gemessen? Fachkräftemangel!
Ich kenne niemanden, der XMPP ausser als Lieberhabernische benutzt oder betreibt. Und ich bin seit 30 Jahren Profi, auch was das angeht…
Linux ist das Universum, lol. Das braucht nicht durchbrechen, der Rest spielt innerhalb der Linuxblase. Außer bei Desktop…
Es gibt genau zwei Messenger, die außerhalb der Liebhabernische genutzt werden:
Facebook-Messenger und WhatsApp.
Ich bin Messenger-Liebhaber und über XMPP zu erreichen.
Gibt es empfehlenswerte netzpolitische Diskussionsgruppen auf XMPP?
Wie kommt man auf XMPP zusammen, mit Leuten die hier schreiben, dass sie XMPP benutzen?
Die erste Regel von XMPP ist: man redet nicht über XMPP.
Die zweite Regel von XMPP ist: MAN REDET NICHT ÜBER XMPP.
„Man spricht nicht…“
In diesem Kontext könnte das daran liegen, DASS ES EIN PROTOKOLL IST.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Extensible_Messaging_and_Presence_Protocol
„Liebhabernische“
XMPP wird z.B. auch in Profitools benutzt. Wissenschaftsprofis u.a. z.B. Oder wurde mal, hihi…
„Wie kommt man auf XMPP zusammen, mit Leuten die hier schreiben, dass sie XMPP benutzen?“
Das ist das Problem. XMPP ist ein Protokoll. Also müsste man sich verabreden, sich über bestimmte Chatserver zu treffen. Dafür bedarf es dann vermutlich Accounts.
Das Problem dabei ist nichts, „dass XMPP was falsch macht“, sondern dass wenige/niemand hier eine integrierte App (mit allem!) für bauen will, also inklusive der Serverinfrastruktur im Hintergrund, niederschwelliger Anmeldung, usw., was ja alles einen Batzen Geld kostet. Sonst wäre die Alternative, dass irgendwer einen Server aufmacht, und irgendwer sich irgendwie da anmeldet. Für den allgemeinen Fall so naturgemäß keine Option, wenn da nicht irgendeine NGO oder Aktivistentruppe ist, die dafür eine sichere und transparente Infrastruktur fährt.
Aber: ist das eine Entschuldigung, Whatsapp zu benutzen, wenn z.B. die Schule stattdessen einen Server für XMPP eben für die Elternsachen oder Schülersachen oder Lehrersachen betreiben würde. Ja, Admins fehlen, aber denken wir voraus, denn ohne wird die Schule sowieso zusammenbrechen, bzw. das Land. Da kann man dann eine generische App mit XMPP-Unterstützung empfehlen, und Starthilfe physisch vor Ort anbieten. Als Variante sonst eben von Stadt/Kreis/Land/Bund. Die Hürden sind da nicht extrem, eher ist der Blick verstellt, oder der Wille nicht vorhanden.
Beispiel Netzpolitik.org: Könnten einen betreiben, oder IRC. ABER, das wäre dann kommerziell mit allerlei Risiken und Auflagen, d.h. Moderierung nicht durch eine Menge an Lehrern, sondern durch bezahlte Kräfte. So könnten dabei die Abwägungen aussehen. Wir brauchen Infrastruktur!
Wie wärs mit RCS?
diese Whats-App-Gruppen sind wirklich eine Seuche durch alle Vereine, Parteien etc
welche Parteigliederung / Kandidatur kann es sich noch leisten ohne Meta-Produkte auszukommen?
immer schnell eine gründen, aber wieviel kommt dann da wirklich inhaltlich rüber?
scheint leider noch kein Bewusstsein vorhanden sein
#keinwhatsup
dazu gerne mal ein Outing / Kampagne..
vor allem nachdem Instagram auch zu Meta gehört ist das eine schlimme Datensuppe…
Es geht bei den online vernetzten Gruppen von Vereine, Parteien etc. wohl weniger um tatsächliche Inhalte, sondern einfach um die zeitliche und ortsunabhängige Erreichbarkeit – ja, die kann natürlich manchmal eine „Seuche“ sein oder als solche empfunden werden, genauso wie die ständige berufliche Erreichbarkeit durch den Arbeitgeber. Die Meta-Produkte haben einen hohen Grad an gesellschaftlicher Reichweite durch ihre Bekanntheit und Verbreitung. Trotzdem finde ich viel schlimmer, dass die verschiedenen Kommunikationssysteme nicht miteinander vernetzt und somit auch in sich geschlossene Systeme sind. Wie sollen dadurch die sog. Filterblasen überwunden werden?
„…schlimmer dass die verschiedenen Kommunikationssysteme nicht miteinander vernetzt und somit auch in sich geschlossene Systeme sind. Wie sollen dadurch die sog. Filterblasen überwunden werden?“
Das eigentlich Schlimme ist, dass die Mehrheit sich offensichtlich freiwillig und wohlwissend solche Dienste überhaupt angenommen hat.
Man stelle sich mal vor, ich könne mit T-Mobile nur T-Mobile-Kunden anrufen, oder mit meinem G-Mail-Account nur @gmail-Adressen anmaillen. Da sagt jeder: das wär ja schön doof, ich geh woanders hin.
Aber bei Instant Messaging zucken alle mit den Schultern und stellen sich unfähig.
Die älteren unter uns können sich noch an email gateways erinnern oder haben sogar welche betrieben…
Multiprotokoll Messenger sind ja auch nichts neues.
Bei WhatsApp erstaunt mich aber oft die aggressive Ignoranz, mit der jede zusätzliche Alternative abgelehnt wird. Die Leute haben zig Apps, aber Signal oder threema geht nicht, selber schuld. Dieses Reaktionsschema ist eigentlich typisch, wenn den Leuten klar ist, dass sie eigentlich Mist machen, und das nur deswegen ok ist, weil es ja alle machen.
Also die Bedenken auch über Signal habe ich, weil Richard Stallman mein Idol ist, und er ebenfalls Bedenken hat:
Hier ist eine kleine Diskussion darüber entstanden, und im dritten Post wurde ein (archiviertes) Video angehängt:
https://forums.puri.sm/t/richard-stallman-signal-has-some-problems-what-did-he-mean/2329
Und was 2017 gilt, muss auch 2024 so sein.
Ich bin IT-Pro. Kein WA, FB, TG, X, IG, TT usw… Kenne auch viele ITler die da nicht vertreten sind.
Wer was will, ruft an oder schreibt ne SMS(RCS) oder Mail.
Wenn es um die Schwierigkeiten geht, initiale technische (Modell-)Entscheidungen zu einem späteren Zeitpunkt zu ändern, sind dann so implizite Annahmen (Telefonnummern sind praktisch) und explizite Anforderungen (Telefonnummern sind in manchen Ländern ein Problem) nicht immer ein Problem und Widerspruch in sich? Menschen können sich über die Zeit ändern, aber ein Menschenleben bleibt ein Menschenleben. Das Recht auf Vergessenwerden im Internet ist gleichzeitig die Angst vor dem Vergessenwerden bzw. dem Tod. Klar gab es zu allen Zeiten schon immer gesellschaftliche und politische Normen, aber die Zielstellungen haben sich eigentlich nie geändert. Wenn in Signal die Design-Entscheidungen kritisch diskutiert wurden, dann ist das wohl mehr eine Frage der technischen Möglichkeiten und Funktionalitäten, weil es Abspaltungen gab, die andere eben technische Entscheidungen favorisierten, aber nicht des Designs, sprich nicht der Bedien- oder Benutzeroberfläche. Die Umarbeitung der Implementierung von Benutzernamen statt Telefonnummern als eine fundamentale Funktionalität ändert nichts an der Problematik der Rückverfolgbarkeit – ein Benutzername ist auch eine Art Telefonnummer und umgekehrt.
Was nützt es der Politik, die der Technik Rechnung tragen soll, wenn jede kleine Gruppe oder Vereinigung ihr eigenes Netzwerk bildet? Die Welt hat doch schon viel zu viele Filterblasen.
Naja, eine Blase für die Schulklasse… was soll denn sonst noch da mit rein? Es gibt ja noch sogenannte Informationsmöglichkeiten abseits einzelner Blasen.
1. Nicht alle Design-Entscheidungen sind immer notwendigerweise fundamental und schwer veränderbar. Aber weil dies oft der Fall ist, ist es zentral möglichst von Beginn gründlich darüber nachzudenken was implizite und explizite Annahmen sind. Die Schwierigkeiten geht, initialer technische (Modell-)Entscheidungen zu einem späteren Zeitpunkt zu ändern, sind dann so implizite Annahmen (Telefonnummern sind praktisch) und explizite Anforderungen (Telefonnummern sind in manchen Ländern ein Problem) nicht immer ein Problem und Widerspruch in sich? Genauer ist das in folgendem Papier niedergeschrieben: https://www.hiig.de/publication/welt-%E2%86%92-modell-%E2%86%92-technik-%E2%86%92-welt-grundrisse-eines-frameworks-zur-analyse-und-kritik-der-modellifizierung-und-einschreibung-von-machtmustern-in-soziotechnische-systeme/
2. Sicherlich gibt es unterschiedliche Normen, manche sind fundamentaler, manche konstant, manche allgemein. Die kritische Diskussion ermöglicht ja auch das Hinterfragen eigener Annahmen, Normen und Ziele, daher ist Diskurs ja – auch in der Technikentwicklung wertvoll. In der FLOSS-Welt gibt es bei fehlendem Konsens eben Abspaltungen und dadurch wird auch ein Nebenher verschiedener Wertvorstellungen möglich – das habe ich mal am Beispiel von Linux betrachtet: https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/79794/ssoar-2020-guagnin-Linux_fur_alle_Zur_Rolle.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-2020-guagnin-Linux_fur_alle_Zur_Rolle.pdf.
3. Die“Problematik der Rückverfolgbarkeit“ unterscheidet sich schon sehr, ob ich Telefonnummern überhaupt zur Registrierung benötige, ob diese dann zentral gespeichert wird, oder ob jede Nutzerin automatisch immer alle Nummern von allen hat.
4. Die Vielfalt der Kommunikationskanäle soll ja nicht der Politik nützen. In der Tat nützt es manchmal mehr wenn es weniger Kanäle gibt, oder aber die Kanäle miteinander vernetzt sind, wie das in Föderierten Protokollen umgesetzt ist. Dieser Kritikpunkt kommt oft in der Diskussion, und ist ja auch ein valider Punkt. Es gibt dazu auch einen Blogeintrag bei Signal, wo sie diese Design-Entscheidung begründen: https://signal.org/blog/the-ecosystem-is-moving/
Abgesehen davon, wie sehr ich auch innerhalb einer Plattform in einer Filterblase bleibe, hängt auch von ihrem Design ab…
WhatsApp kann man nicht ersetzen auf Grund der Vielzahl der Benutzer.
Die Lösung kann nur eine Plattform sein, auf der jeder Messenger verbunden ist. Und zwar ohne hintergründige Kommerzvorstellung, aber ganz sicher ohne Speicherung persönlicher Daten. Lieber vorher den Preis nennen oder diesen anders umlegen.
Hintergrund: ich brauche whatsapp nicht – aber komme ohne nicht aus. Ich arbeite in einem Betrieb, in dem Kommunikation absolut schnell + wichtig ist. Dienstleistung + Abschleppung + gelb.
Wenn ich Kunden nicht erreiche(Unfall, Panne, Notrufsäule) , geht es über Rückwärtssuche bei WA fast immer – vor allem bei Menschen, die wenig oder kein Deutsch sprechen. Das ist schon schwierig + ohne Telefon-Nr. unmöglich.
Von mir aus könnte WA in der jetzigen Form(Meta) verboten werden, aber nicht WA in der Art + Reichweite.
Zum Verständnis: ich benutze ein GS 290 /e/OS/ 2.4-s official(von heute) + Pixel 5 GrapheneOS + benutze WA unter anderen Nr. – Mobil-Nr. ohne sim(Satellite) oder verschiedenen Festnetz-Nr.
Fazit: whatsapp ist so genial, nur nicht unter META
Gruß U. Gröschner
In diesem Artikel ist vieles Richtig und dennoch an der Lebensrealität vieler vorbei argumentiert. Solange nicht eine Vernetzung verschiedener Messanger möglich oder gar vorgeschrieben wird (jaja ich weiss vorschriften sind hier generell als Freiheitseinschränkung gesehen und daher böse) wird sich wenig daran ändern dasss sich w.app eine Marktposition ererbeitet hat, die es schwer oder unmöglich macht im Alltag dagegen anzukommen. whatsapp ist nunmal der kleinste gemeinsame Nenner auf die sich die Mehrheit der User einigen kann. Beispiel von einem Lehrer an seiner Schule sollte ein anderer Messanger für die Schüler Lehrer Kommunikation eingeführt werden (ob man generell einen solchen braucht ist eine andere Sache) die Sache scheiterte daran dass man sich auf keine Alternative einigen konnte und viele Lehrer/Eltern/Schüler auch keine Lust hatten mehrere verschiedene Messangers laufen zu lassen (sei es aus Unübersichtlichkeit oder bei weniger technisch versierten oft die Aussage „damit kennt sich in meinen Umfeld niemand aus und kann mir da im Zweifel helfen“ ).
Naja, die Marktposition muss doch irrelevant sein, wenn es um den Elternabend oder Schulchat geht. Dann nehmen die eben eine App mehr dazu, und den Support gibt’s dann vor Ort von Menschen. Da sehe ich kein Argument, ganz im Gegenteil. Es wird dann eben Pflicht.
Wir alle wissen doch so einigermaßen, worauf wir uns einlassen. Und wir nehmen den Datenabfluss in Kauf, weil er durch die niedrigschwellige soziale Teilhabe, die uns Whatsapp etc. liefern, mehr als aufgewogen wird.
Ich bin Jugendfußballtrainer, alle Eltern bis auf eine einzige Muddi, die wahrscheinlich auf Netzpolitik.org rumhängt, sind in der Whatsappgruppe dabei. Ich bin noch so nett und schreibe ihr extra SMS, wenn ich daran denke – das tue ich aber nicht immer. Wenn das Training wetterbedingt auf einen anderen Platz verlegt wurde und sie ihren Sohn dann zum falschen Ort bringen will, bin ich jedenfalls nicht schuld. Das Verständnis für die Dame hält sich allgemein stark in Grenzen.
Und was ist eigentlich das Problem mit personalisierter Werbung? Werbung kriege ich eh angezeigt – dann doch lieber für Dinge, die mich auch interessieren!
Whistleblower bin ich auch keiner, und wenn ich einer wäre, dann würde ich eben darauf achten, keine sensiblen Informationen per Whatsapp zu versenden. Übrigens bringt es mir relativ wenig, wenn meine Signal-Chats von den Ermittlungsbehörden nicht geknackt werden können und ich dafür dann in Beugehaft gesteckt werde.
Last but not least: Bevor Signal oder eine andere sichere App tatsächlich die Marktmacht von Whatsapp durchbrechen und zum niedrigschwelligen Standard werden könnte, würde entweder irgendein Tech-Milliardär diese App kaufen und nach seinen Vorstellungen umkrempeln, oder staatliche Akteure würden einschreiten wie im Fall von Pavel Durov.
Es gibt also genau zwei Optionen:
a) Man verweigert sich Whatsapp und Social Media und wundert sich, dass man irgendwann keine sozialen Kontakte mehr hat bis auf Muddi und drei andere IT-Security-Wonks, die alle hunderte Kilometer weit weg wohnen,
b) man spielt das Spiel einfach mit, verschwendet keinen Gedanken daran, wieso man jetzt Werbung für Haartransplantationskliniken in Antalya kriegt und hat ein schönes Leben.
The choice is yours!
Lieber Joni,
Funktionäre in Vereinen haben Pflichten, ihre Mitglieder bzw. deren Erziehungsberechtigte respektvoll zu behandeln, und vor allem nicht auszugrenzen. Das ist grundsätzlich mit Mühen verbunden. Wenn Du manchmal vergesslich bist, dann liegt das Problem auf deiner Seite. Es gehört zu deinen Pflichten, dafür zu sorgen, dass eigene Vergesslichkeit (aber auch Bequemlichkeit oder gar Unwilligkeit) für andere in der Gruppe nicht zum Nachteil wird.
Respekt und Verständnis äußert sich auch in Worten, wie über Beteiligte gesprochen/geschrieben wird.
> bis auf eine einzige Muddi, die wahrscheinlich auf Netzpolitik.org rumhängt
Das ist eine despektierliche Wortwahl, und eine Unterstellung zudem.
Du verlangst „Verständnis“ von der „Dame“ (wertschätzend gemeint?). Aber wo bleibt dein Verständnis?
> Es gibt also genau zwei Optionen
Das ist genau falsch, denn es gibt darüber hinaus selbstverständlich weitere. Auch ist es nicht gerade fein, andere als „IT-Security-Wonks“ zu bezeichnen. Du möchtest doch sicherlich auch nicht, dass man dich als Jugendfußballtrainer-Wonk bezeichnet, oder?
Es wäre schön, wenn es jemanden gäbe, der dich als Jugendtrainer ein wenig fördert, im Hinblick auf soziale Kompetenzen. Im DFB gibt es Fortbildungen – nicht nur zum Thema Fußball.
Whatsapp ist ein überaus bekanntes Problem in Gruppen und Vereinen. Erschreckend ist, dass immer noch Menschen deswegen zu Außenseitern abgestempelt werden (sollen?). Es darf nicht sein, dass Menschen wegen der Wahl ihrer Kommunikationswege Ausgrenzung erfahren. Wo das dennoch geschieht, gibt es mehr als nur ein technologisches Problem. Bequemlichkeit auf Kosten der anderen ist nicht akzeptabel.
Leute die jemanden der vermutlich ehrenamtlich seine Freizeit als Jugendtrainer aufwendet nur wegen deutlicher Sprache soziale nachschulungen anzuraten ist schon vermessen. ja es gibt sicher noch andere Möglichkeiten als die 2 zb könnte „Joni“ sein Engagement einstellen. Und es ist halt auch ein Teil eines demokratischen Miteinander sich an mehrheitlich getroffene Entscheidungen zu halten (hier das nutzen der App) oder selber aktiv zu werden. ja es wäre sicher für die x anderen Eltern möglich die App zu wechseln für die einzelne Mutter jedoch auch. Kommentare wie diese die immer auf den Pflichten anderer herumreiten sind einer der gründe warum immer mehr Menschen von einem Ehrenamt Abstand nehmen.
Der DFB und andere bieten solche Fortbildungen nicht umsonst an. Dass einige Ehrenamtliche sich, zT unwissentlich, verhalten wie die Axt im Wald ist auch ein Grund für Nachwuchsprobleme und Konfliktgefahr.
Das ist das Muster der aggressiven Ignoranz, mit der man sein eigenes Verhalten plausibel macht.
Objektiv ist der Aufwand für Signal minimal. Aber das zerstörte die bequeme Illusion der Alternativlosigkeit.
Schade, dass im Artikel nur Signal als Alternative erwähnt wird.
Dabei existiert seit Jahrzehnten ein dezentraler Messenger-Standard über den praktisch jeder erreichbar ist: E-Mail!
Delta Chat zeigt was damit möglich ist. Die E-Mails sind verschlüsselt und die Benutzeroberfläche unterscheidet sich nicht von anderen gängigen Messengern.
Danke für den Hinweis auf Delta Chat.
https://delta.chat/de/
Wer etwas über Metadaten klassischer email lernen möchte, dem sei dies empfohlen:
https://delta.chat/en/2024-03-25-crypto-analysis-securejoin#hardening-e-mail-header-protections-and-encryption
Ein interessantes Projekt, zumal es eine security analysis der ETH Zürich gab.